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Freitag, 3. August 2012

Dies ist keine Liebesgeschichte

Challenge: Die Geschichte spielt ein Jahrhundert in der Zukunft. Es kommt ein Estrich bzw. Dachwohnung ("attic") darin vor.

Zur Geschichte meines Kollegen.


Es war drückend heiss draussen. Einer dieser Sommertage, an denen man sich kaum bewegen mochte. Zumindest empfand Simona es so. Sie hasste diese Hitze. Sie bevorzugte angenehmes Herbst- oder Frühlingswetter. Noch nicht so kalt, dass man sich mit Winterjacke und Schal vermummem musste, aber auch nicht so heiss, dass man halbnackt durch die Gegend rennen musste um dem Hitzetod zu entrinnen. Also lag sie in ihrer Attikawohnung und versuchte, sich so wenig wie möglich zu bewegen. Was sich einigermassen schwierig gestaltete, da ihre Katze zu ihr auf den Schoss wollte. Aber bei aller Liebe ertrug sie dieses als kleine Heizung fungierende Fellbündel jetzt nicht. Unter lautem Protest von Seiten der Katze schob sie sie vorsichtig mit dem Fuss weg und liess sich dann ächzend wieder zurück auf die Liege sinken. Sie bewegte sich nur hin und wieder um nervös auf die Uhr zu schauen. So lag sie da, seit sie am Morgen aufgestanden war. Wahrscheinlich hätte sie rausgehen sollen. Sich ablenken. Auf andere Gedanken kommen. Aber wohin hätte sie denn gehen sollen? Es würde sie doch alles an ihn erinnern. Freunde hatte sie dank ihm kaum mehr. Und die wenigen verbliebenen waren in den Ferien oder am arbeiten. Während sie ihren Job los war. Fristlos gekündigt. Dank ihm. Sie spürte Wut in sich aufsteigen. Die erste Woche hatte sie hauptsächlich heulend und Schokolade essend verbracht. So klischeehaft das auch sein mochte. Die süsse, leckere Nahrung verschaffte ihr irgendwie Trost. Dann, nach einigen Kilo Schokolade, war sie hauptsächlich wütend. Wie konnte er nur! Inzwischen befand sie sich in einem schon beinahe apathischen Zustand. 

Sie versuchte, sich auf andere Gedanken zu bringen und griff nach der Fernbedienung, um sich vom Fernseher ablenken zu lassen. Schnell zappte sie sich durch die Kanäle. Nur um festzustellen, dass, wie immer um diese Zeit, nur Schwachsinn lief. Talkshows, Reality-TV, Dauerwerbesendung. Erstaunt sah sie, wie ein etwas rundlicher Mann eine „Hornhautraspel“ an einer überschminkten Frau die übertrieben fröhlich in die Kamera guckte, austestete. Als er schliesslich mit überschwenglicher Freude eine Handvoll Hautraspeln in die Kamera hielt, schaltete Simona de Fernseher angeekelt wieder aus. So viele neue Erfindungen seit den letzten Jahrzehnten und dennoch war das Fernsehprogramm beschissen wie eh und je.

Ihre Katze wagte einen erneuten Angriff auf ihren Schoss. Simona zerknüllte ein Blatt Zeitungspapier und warf es in die andere Ecke des Raumes, um ihr Haustier so eine Weile zu beschäftigen. Wieso musste sie auch in einem so alten Haus leben. Es war irgendwann anfangs des 21. Jahrhunderts erbaut worden. Seither zwar renoviert, aber nicht genügend isoliert worden. Es gab heutzutage so viele Gadgets, die einem das Leben erleichterten. Man musste praktisch nichts mehr selber machen, könnte das Leben liegend verbringen. Das äusserliche Leben war zwar vereinfacht worden. Aber die echten Probleme ware trotzdem noch da. Und die zwischenstaatlichen Beziehungen hatten sich in den vergangenen hundert Jahren sogar verschlimmert. Die Menschen schienen nichts aus ihrer Geschichte gelernt zu haben. Alles schien sich zu wiederholen, nur schlimmer, da die Waffen immer präziser und gefährlicher wurden, immer modernere Technik zur Verfügung stand. Die grossen Nationen von damals waren längst nicht mehr was sie waren. Sie waren ihrem eigenen Grössenwahn zu Opfer gefallen. Die Länder, die ihre Waffen von ihnen aufgekauft hatten, hatten sich in der grossen Revolution 2085 gegen die USA verbündet. Es wurden weltweite, neue Waffengesetze verlangt. Seither hatte sich einiges geändert. Die USA ihre weltweite Machtstellung verloren und sich als Folge in zwei Länder aufgeteilt: Die Südoststaaten, die das Waffengesetz nicht ändern wollten, wurden zu Red States of America. In den letzten dreissig Jahren hatte deren Regierung die Red Union gegründet, eine Vereinigung von Schmugglern, Spionen und Auftragsmördern, die weiterhin Waffen ins Land schmuggelten. Immer wieder wurde bekannt, dass sich in den obersten Posten von verschiedenen Ländern Maulwürfe befanden. Doch diese tauchten jeweils gleich wieder unter. Die Welt bewunderte und hasste diese Spione zugleich. Vor einigen Wochen aber hallte eine schier unglaubliche Nachricht durch die Medien: Man hatte Jack Johanson, ein mutmasslicher Spion der Red Union, festgenommen! Und das ausgerechnet hier, in diesem kleinen Land, das von der Revolution und den mit ihr einhergehenden Wirrungen mehrheitlich verschont geblieben war. Aber es herrschte mehr Armut denn je. Politiker und Verbrecher aller Welt hatten aufgehört, in die Firmen und Banken ihres Landes zu investieren. Spätestens da hätte sie sich doch über seinen Lebensstil wundern sollen. Aber Liebe macht ja bekanntlich blind. Und dämlich. Und verwandelt einen offensichtlich sogar in eine Verräterin. Es gab Pillen für alles, man könnte praktisch aufhören zu essen. Aber gegen die Liebe und ihre Nebenwirkungen hatte man noch nichts erfunden. 

Simona bekam das Gefühl, in ihrer winzigen Dachwohnung langsam durchzudrehen. In den letzten zehn Tagen war sie nur einmal aus dem Haus gegangen, um etwas Brot zu kaufen, weil die Website des Lieferdienstes ständig abgestürzt war. Wahrscheinlich hatte sich jemand in ihr System gehackt. Einer von denen, die ihr ständig anriefen , um ihr mitzuteilen was für eine Hure sie doch sei. Was für eine Verräterin. Dass man sie lieber tot sehen möchte. Dass sie es nicht wert sei, hier zu leben. Nach drei Tagen schmiss sie ihr Telefon aus dem Fenster. In den Pool ihrer Nachbarin, deren Stimme sie unter den unzähligen Anrufern erkannt hatte. Sie hatte es ja nicht mal bis zum Bäcker um die Ecke geschafft, ohne mit leeren Büchsen und sogar einer Tomate beworfen zu werden.

Keiner fragte sie, wie es soweit kommen konnte. Keiner überlegte sich, wie sie sich wohl fühlte. Keiner kam zu der logischen Schlussfolgerung, dass sie vielleicht tatsächlich unschuldig war. Keiner fragte nach. Alle urteilten nur. Niemand dachte daran, was das alles wohl in ihr ausgelöst hatte. Das hatte sie nicht nur ihm zu verdanken, sondern zu einem Grossteil auch der Presse. Alle grösseren Schundblätter des Landes hatten hier sturmgeklingelt. Ob sie Stellung beziehen wolle. Warum es soweit kommen konnte. Wie sie ihre Tat erklärem könne. Ob sie denn so wenig Achtung vor ihren Mitmenschen, vor ihrem Land, empfinde. Sie hatte allen dasselbe geantwortet: „Lasst mich in Ruhe, ich werde nichts sagen, ich werde niemandem von euch ein Interview geben.“ Einer der anwesenden Reporter hatte daraufhin, wohl um nicht mit leeren Händen dazustehe, eine Geschichte über sie geschrieben, die mehrheitlich erstunken und erlogen war. Danach fingen die Drohanrufe an. Und sie konnte nichts dagegen tun, denn dann müsste sie der Öffentlichkeit die Wahrheit erzählen. Und das durfte sie nicht. Also versteckte sie sich vorerst in ihrer Wohnung. Zusammen mit ihrer Katze. Wenigstens die verurteilte sie nicht. Wieder schaute sie auf die Uhr. Verdammt, wo blieb er denn nur?

Angefangen hatte alles ganz harmlos. Ein Flirt in einer Bar. Danach ein Date. und noch eines. Beim vierten Date überraschte er sie mit einem selbergekochten Essen, Candellight-Dinner auf seiner Terrasse mit Blick auf den See. Absolut romantisch. Er gestand ihr seine Liebe, die sie natürlich erwiderte. Dann waren sie ein Paar. Ein absolut glückliches Traumpaar, das alle beneideten. Vier Jahre lang. Sie stritten kaum, verstanden sich perfekt, lasen sich gegenseitig jeden Wunsch von den Lippen. Er war der perfekte Gentlemann, ein wunderbarer Liebhaber und ein fürsorglicher Freund. So betrachtet, dachte sie jetzt, sollte sie vielleicht nicht ganz so wütend sein. Es war trotz allem eine wunderschöne Zeit gewesen. Sie war sich so sicher gewesen, in ihm den Mann fürs Leben gefunden zu haben. Sie lachte bitter auf. Welch Ironie. 

Als sie gemeinsam in den Ferien waren fiel ihr zum ersten mal auf, dass etwas nicht stimmte. Strandurlaub im Süden. Damals waren sie knapp ein Jahr zusammen. Sie verbrachten zwei Wochen in dem kleinen, verschlafenen Fischerdörfchen am Meer. Er mag keine mit Touristen überlaufene Orte, hatte er erklärt. Ihr war es recht. Dennoch fand sie es seltsam, dass er, unter fadenscheinigen Ausreden, drei Mal einfach stundenlang spurlos verschwand. Sie hatte ihn zunächst sogar verdächtigt, sie zu betrügen, seinen Beteuerungen, so etwas würde er niemals tun, dann aber geglaubt. Er meditiere eben manchmal gerne allein am Strand. Um seine Mitte zu finden. Auch als er ihr einen fest zugeschnürten kleinen Sack gab, um ihn zu entsorgen, und der Frage, was es denn sei, auswich, hatte sie nicht weiter nachgefragt. Hätte sie doch. 

Diese seltsamen Ereignisse häuften sich. Er fand immer Ausreden. Sie glaubte aber immer mehr daran, dass er sie betrügte, eine Liebhaberin hatte. Wieso sonst war er manchmal tagelang nicht erreichbar? Es war für sie die einzig logische Erklärung. Vor einem knappen Monat schliesslich, als sie eigentlich ein romantisches Wochenende zusammen in der Berghütte von Freunden verbringen wollten, hatten sie sich deswegen so heftig gestritten, dass sie ihre Sachen zusammengepackt und alleine zurück nach Hause gefahren war. In einem öffentlichen Jet, obwohl sie diese engen Flugdinger hasste. Sie vermisste die Züge, die vor zehn Jahren abgeschafft wurden, wegen den ganzen Selbstmördern, die sich ständig auf die Schienen warfen. Kein Wunder, in dieser Welt, dachte sie. 

Etwa eine Woche lang hörte und sprach sie kein Wort mit ihm. Er versuchte einige Male, sie anzurufen, aber sie nahm nie ab. Am darauf folgenden Montag schliesslich, lehnte ein Briefumschlag an ihrer Türe. Sie kehrte an diesem Tag ungewöhnlich spät nach Hause zurück, weil sie noch mit einer Freundin weg war. Was bei ihr unter der Woche eher selten der Fall war. Ihr stockte der Atem für eine Sekunde, als sie seine geschwungene Handschrift auf dem Umschlag erkannte. Simona. Nur ihr Name. Sie nahm den Brief in die Hand und trat in ihre Wohnung ein. Sollte sie sich freuen? Oder den Brief besser ungelesen wegwerfen? Dazu war sie zu neugierig. Ohne ihre Schuhe auszuziehen setzte sie sich ins Wohnzimmer und las die wenigen Worte. „Simona, Liebste, bitte lass mich alles erklären. Du tust mir Unrecht. Komm direkt zu mir, ruf mich nicht an. Ich bin heute und morgen zu Hause. Ich liebe dich.“ Ihre Hand begann zu zittern und ein mulmiges Gefühl nahm von ihr Besitz. Dieses Gefühl würde lange Zeit nicht mehr von ihr weichen. Kurzentschlossen machte sie sich auf den Weg zu ihm. Sonst würde sie diese Nacht sowieso kein Auge mehr zu tun. 

Seither waren gerade mal etwas mehr als zwei Wochen vergangen. Und sie überlegte sich immer und immer wieder, wäre alles anders gekommen, wenn sie damals zu Hause geblieben wäre? Ihn einfach aus dem Leben gestrichen hätte? 

Als sie in die Strasse, in der sein Haus lag, einbog, kam es ihr ungewöhnlich still vor. Aber sie dachte sich nichts weiter dabei. Es war eben Ferienzeit, warscheinlich waren alle Nachbarn irgendwo an einem Strand. Bei dem durchschnittlichen Einkommen in dieser Gegend wahrscheinlich in der Karibik. Sie bog in seine Enfahrt ein, und sah, dass das Tor weit offen stand. Das war nun wirklich komisch. Vorsichtig näherte sie sich dem Tor, lief hinein, zur Haustür. Plötzlich polterte es drinnen. Ein Stöhnen. Sie hielt inne. Was war hier nur los? Aber es war zu spät um umzukehren. Hinter ihr schloss sich das Tor. Verunsichert trat Simona durch die Haustür, in seine riesige Villa. Es brannte kein Licht. Nur ein Schimmer, der unter der nächsten Tür hervordrang, erhellte den Raum etwas. Vorsichtig rief sie seinen Namen. „Wo bist du? Ich bins, Simona!“ Da spürte sie einen harten Schlag auf den Kopf. Ihr wurde schwarz vor den Augen noch bevor sie auf dem Boden aufschlug.

Als sie wieder zu sich kam, war es dunkel um sie herum. Sie lauschte in die sie umgebende Dunkelheit hinein. Stille. Mühsam rappelte sie sich auf. Schmerz explodierte in ihrem Kopf. Sie tappte sich Schritt für Schritt vorwärts. auf der Suche nach einem Lichtschalter. Sie lief durch eine Pfütze. Wasser vermutlich. Endlich fand sie den Lichtschalter. Als sie das Licht endlich einschaltete, fing sie an zu schreien. Sie war nicht durch eine Wasserpfütze gelaufen. Sondern durch eine Blutlache. Die aus dem Kopf einer blonden Frau floss. Einer toten blonden Frau, wie ihr die aufgerissenen, starren Augen unmissverstädnlich klar machten. Simona fing an zu zittern. In ihrem Kopf begann sich alles zu drehen. Was war hier los? Doch bevor sie auch nur einen klaren Gedanken fassen konnte, wurde die auf der gegenüberliegenden Seite des Raumes liegende Tür aufgerissen und sie starrte in die Mündung einer Pistole. „Hände über den Kopf!“ wurde sie von dem Polizisten angebrüllt.

Simona schauderte. Trotz der nahezu unerträglichen Hitze in ihrer Wohnung lief es ihr immernoch kalt den Rücken hinunter, wenn sie an das Gesicht der toten Frau dachte. Sie bekam es einfach nicht aus ihrem Kopf heraus. Es klebte in ihren Gedanken wie ein Kaugummi an einem Schuh. Ihn würde sie irgendwann vergessen. Diesen Anblick nicht. Das wusste sie. Ihre Katze sprang zu ihr auf den Schoss. Simona liess sie und begann, das Tier zu kraulen, bis das Fellknäuel genüsslich anfing zu schnurren, Das beruhigte sie wieder ein wenig. Doch ein Blick auf die Uhr liess die Unruhe wieder in in ihr aufkommen. Sie würde noch zu spät kommen.

Die Tage danach waren ein Albtraum gewesen. Der Polizist führte sie ab. Draussen warteten nicht nur etwa zwanzig weitere, bis auf die Zähne bewaffnete Polizisten, sondern auch eine Menge Schaulustiger, mit Aufnahmegeräten bewaffnete Journalisten und er. Sie wollte ihm zuschreien, er solle ihr helfen, er solle all diesen Fremden erklären, dass sie unschuldig sei. Doch er stand inmitten von Polizisten, Einer reichte ihm soeben eine Flasche mit Wasser. Sein Blick war zu Boden gerichtet. Da hörte sie, wie er sagte: „Ich hätte nie gedacht, dass sie zu denen gehört. Oder dass sie zu so etwas fähig sein würde. Oh mein Gott, oh mein Gott…“. 

Sie wurde ins örtliche Gefängnis gebracht, befand sich offensichtlich in Untersuchungshaft. Seine Worte hallten immer wieder durch ihren Kopf. Was hatte er da gesagt? Wieso? Sie konnte, wollte es einfach nicht verstehen. Im Gefängnis erwarteten sie ausser einer unbequemen Zelle tausende von Befragungen auf die Sie keine Antwort wusste. Sie erfuhr, dass die blonde Frau die Tochter des Justizministers gewesen war. Alma Henders. Scheinbar hatte jemand ihm zwei Tage zuvor mit dem Mord an seiner Tochter gedroht, sofern er nicht dafür sorgen würde, dass Jack Johanson, der Spion der Red Union, aus dem Gefängnis entlassen würde. Und nun stand Simona unter Verdacht, als Auftragsmörderin für die Rot-Amerikanische Regierung gearbeitet zu haben. Was natürlich in keiner Weise der Wahrheit entsprach.

„Wo befanden sie sich am Abend des 26. Junis?“
„Mit wem hatten Sie in den letzten Wochen Kontakt?“
„Wer hat ihnen den Auftrag erteilt?“
„Für wen arbeiten sie?“ „Gebe sie endlich zu, im Auftrga der Rot Amerikanischen Staaten gehandelt zu haben!“ Lauter Fragen, die sie nicht beantworten konnte, Aufforderungen, denen sie nicht nachkommen konnte. Sie beteuerte immer und immer wieder ihre Unschuld.

Nach drei Tagen schliesslich wurde ihre Zellentür aufgerissen und ein magerer Mann, den sie noch nie gesehen hatte teilte ihr mit, dass sie gehen könne. Man habe nicht ausreichend Beweise gegen sie gefunden. Obwohl sie am Tatort war, fehlten ihre Fingerabdrücke an der Waffe, mit der Alma Henders erschossen worden war.
Nun war sie zwar nicht mehr in Haft. Aber eine gefangene ihrer kleinen Dachwohnung. Denn die Bevölkerung brauchte eine Schuldige. Simona wusste, wer der Schuldige war. Er. Er war der  Auftragsmörder. Deswegen war er immer wieder verschwunden. Die Polizei wusste das auch. Aber er war untergetaucht, niemand wusste wo er sich befand. Und wenn ein Mitglied der Red Union einmal weg war, wurde es nie wieder gefunden. Deswegen hatte der Fall von Jack Johanson für solches Aufsehen gesorgt. Aber er war ihnen entwischt. Und die Polizei wollt eunter keinen Umständen, dass die Öffentlichkeit davon erfuhr. Also war Simona für die gesamte Bevölkerung jetzt Staatsfeindin Nummer eins. Einfach so. Und niemand gab ihr die Chance, die wahre Geschichte zu erzählen.  Denn eines wurde ihr klargemacht: Sollte sie reden, würde sie umgehend wieder im Gefängnis landen. 

Es klingelte an der Tür. Sie schaute in den Bildschirm und sah den Boten, den sie bestellt hatte. Endlich, das wurde ja auch langsam Zeit. Sie liess den kleinen Warenlift mit dem Geld hinunter und nahm dann das Paket entgegen. Alles war drin. Die Perrücke setzte sie gleich auf. Ihre Lippen schminkte sie in einem grellen Rot. Einfach nur, weil sie so einer Filmschauspielerin aus dem vorigen Jahrhundert glich, die sie sehr mochte. Dann holte sie ihren fertig gepackten Koffer aus dem Schlafzimmer, steckte ihre Katze in ihren Transportkorb, kontrollierte, dass sie das wichtigeste dabei hatte, das Flugticket. Dann verliess sie ihre Wohnung, ohne sich noch einmal umzudrehen.


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